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Bevor wir uns mit den eigentlichen Lackieren und Instandsetzen des Rolls-Royce befassen sollten wir uns über den Faktor Farbe an sich befassen. Wir können nicht anfange von Lacken zu sprechen, wenn wir uns nicht über die eigentliche Farbe im klaren sind.

SichtbareslichtJedem farbig Sehenden sollte klar sein, dass das Hauptmerkmal der Farbe das bunte Aussehen ist.Das wesentliche an der Farbe, nämlich das farbige Aussehen, kann aus­ schließlich durch Sehen, das heiBt mit den Augen wahrgenommen werden; nicht dagegen durch Betasten. Die Farbe ist also nur Erschei­nung, nicht selbst Körper. Die Masse ist farblos und erhält ihr farbiges Aussehen erst durch das Licht. Das Licht wird physikalisch in den Bereich der elektromagnetischen Strahlung eingeordnet. Dabei wird unterschieden zwi­schen dem fur unser Auge sichtbaren und unsichtbaren UV-Licht. Der Bereich des sichtbaren Lichts liegt zwischen 400 und 700 Nanometer (nm). Am kurzwelli­gen Ende des Spektrums schlieBt sich der Bereich des ultravioletten Lichts an, am langwelligen Ende der des Infrarotlichts. Lediglich der Farbton Purpur (Indigo) bildet eine Besonderheit.­ Für diesen Farbton gibt es im Spektrum keine Wellenlänge, er wird aus der Synthese von langweiligem und kurz­weiligem Licht erzeugt.

Alle übrigen Farben, die bunten und die unbunten (schwarz/weiss), entstehen durch die vielen möglichen Zusammensetzungen des Lichts und durch unterschiedliche Licht­ Helligkeiten.

Die Ausbreitung des Lichts erfolgt durch elektromagnetische Ätherschwingungen, die sich nach allen Seiten gradlinig bewegen, ähnlich den Radiowellen. Die Ge­schwindigkeit der Lichtwellen beträgt 300 000 Kilometer in einer Sekunde. Der scheinbar farblose Lichtstrahl besteht in Wirklichkeit aus sieben verschiedenen Spektralfarben: Rot, Orange, Gelb, Grün-Blau, Indigo und Violett. Die verschiedenen Farben des Lichts entstehen durch verschiedene Wellen­längen innerhalb des Lichstrahls. Die Spektralfarben können durch Lichtbre­chung, mittels eines dreiseitigen Glasprismas sichtbar gemacht werden.
Wellenlängen jenseits von Rot sind unsichtbar, jedoch als Wärmestrahlen spürbar. Wellenlängen von Violett sind ebenfalls unsichtbar, sie bringen Fluoreszenzfarben zum Leuchten und wirken zerstörend auf die meisten Lacke.

Beim Auftreffen des Lichtstrahls auf den farblosen Körper wird der Lichtstrahl gebrochen, in seine farbigen Bestandteile zerlegt, und je nach der Struktur des Materials werden Lichtstrahlen verschluckt oder zurückgeworfen. Die zuzrückgeworfenden Strahlen erzeugen im Auge den Bunteneindruck. Ein Gegenstand erscheint also immer in der Farbe, deren Lichtstrah­len erreflektiert. Rot aussehende Körper reflektieren nur die roten Lichtstrah­len, grün aussehende nur die grünen Lichtstrahlen, weiß aussehende reflektie­ren alle Lichtstrahlen, während schwarz aussehende Körper alle Lichtstrahlen absorbieren.

Welche Lichtstrahlen absorbiert und welche zurückgeworfen werden, liegt an der chemischen Zu­sammensetzung des Körpers. Ändert sich die Zusammen­setzung eines Körpers, so verän­dert sich auch sein farbiges Wirkung. Dieses wird gezielt bei Flip-Flop Lacken eingesetzt.

Es gibt mehr als die Grundfarben, das Mischen von Farben

Die additive Farbmischung entsteht durch Mischung von Lichtfarben. Die addi­tiven Grundfarben sind Orange, Grün und Violett zu je einem Drittel. Werden die Lichtfarben zu je einem Drittel übereinander gelegt, entstehen neue Farb­töne. Wenn sämtliche Grundfarben übereinander geblendet werden, entsteht Weiß. Die subtraktive Farbmischung ergibt sich aus der Mischung von Farb-Pigmenten. Die subtraktiven Grundfarben sind Gelb, Rot und Blau. Werden jeweils zwei Farben miteinander gemischt, entstehen neue Farbtöne. Werden alle drei Farben in gleichen Teilen miteinander vermischt, ergibt sich Schwarz. Dieses ist aber selten der Fall, da man kaum so genau mischen kann. Daher spricht man von dem theoretischen Schwarz.

Farbkontraste sind starke Gegensätze, die im Bereich von Form und Farbe zur Vielfalt und Abwechslung beitragen und bilden gelegentlich die äußeren Grenzen von Farbvariationen, zum Beispiel Schwarz-Weiß. Farbkontraste verstär­ken optische Erscheinungen und verbessern ihren Eindruck. Kontraste helfen mit, Erscheinungsformen der Umwelt um einzuordnen, zu differenzieren, zu Zusammengehörigkeit zu visualisieren Den einfachsten und stärksten Farbkontrast erhält man, wenn man die Grundfarben Gelb, Rot und Blau nebeneinander platziert.Helle Farben reflektieren das Licht stärker als dunkle, die Unterschiede wer­ den als Helligkeitswerte wahrgenommen. Den größten Hell-Dunkel-Kontrast bilden Weiß-Schwarz. Farbeindrücke können als Temperatureindrücke empfunden werden. Die Far­ben Gelb, Orange und Rot werden als warme Farben empfunden. Die Farben Grün, Blau und Violett werden als kalte Farben empfunden. Die Kontrastbeziehungen sind direkt am sechsteiligen Farbkreis abzulesen.
Der Komplementär-Kontrast
Farben, die sich im Farbkreis gegenüberliegen, bilden ein Farbenpaar. Diese Farbenpaare sind in ihrem Buntanteil sehr unterschiedlich und gegensätzlich. Zusammen als Kontrast wirken sie harmonisch und ausgeglichen und steigern gegenseitig ihre jeweilige Farbwirkung. Werden zwei Kontrastfarben direkt ohne Zwischenraum nebeneinander gelegt, so überstrahlen sie jeweils die Nachbarfarbe.
Sukzessiv-Kontrast
Beim Sukzessivkontrast wird bei längerer Betrachtung einer Farbempfindung ein Nachbild in der Komplementärfarbe erzeugt. Im Nachbild werden jeweils stets zwei Farbqualitäten umgekehrt: der Farbton und die Helligkeit.

Wir nehmen Farben wahr

Einzelne Farben oder Farbkombinationen können psychologische Wirkungen erzeugen. Es werden unterschieden:
– visuelle Wirkungen
Der Gesichtssinn bewertet die Empfindungen nach Farbton, Reinheit und Helligkeit, nach Kontrasten und ästhetischer Wirkung
– synästhetische Wirkungen
Durch Verknüpfung von anderen Sinnesorganen können die gesehenen Farben kühl, schwer, trocken oder süßlich bewertet werden

Die Lichtbrechung und Reflexion

Dringt ein Lichtstrahl in die Oberfläche eines Körpers ein, dann wird er vom molekularen Gefüge der Substanz entweder ganz oder teilweise aufgenommen und in Wärmeenergie umgewandelt. Der restliche Teil des Lichts wird zurückgeworfen und bestimmt den Farb­ton des Körpers. Bei vollständiger Absorption erscheint der Körper schwarz.
Dringt Licht ungehindert durch Substanzen wie Wasser oder Fensterglas treten die Licht­ strahlen durch die Substanz durch. Wird dabei ein Wellenbereich des Lichts absor­biert, entsteht eine durchsichtige, farbige Substanz wie grünes Glas. Dieses muss besonders im Autobereich bei der Abstimmung des Innenraums mit der Außenfarbe beachtet werden, vielleicht wirken die Ledertöne oder Holzfarben ohne das Licht durch das Glas sehr harmonisch, aber die Farbveränderung durch das Autoglas kann böse Überraschungen verursachen.
Wird Licht unmittelbar an der Oberfläche einer Substanz zurückgeworfen, handelt es sich um den Vorgang der Reflexion. Bei dem Rückwerfen sind zwei Verhalten üblich.

gerichtete Reflexion

Von polierten Metalloberflächen, glatten Lackierungen, den Alu-Blättchen in Metali­effektlacken, wird das Licht gerichtet re­flektiert, das heißt, der Ausfallwinkel der Lichtstrahlen entspricht dem Einfallwinkel, die Oberflächen erscheinen glänzend

diffuse Reflexion

Von rauhen Oberflächen wird das Licht ungerichte zurück geworfen, die Oberflächen erscheinen matt. Dieses ist im Bereich der Autolackierung in den letzten Jahren immer beliebter geworden und daher auch ein großtes Thema im Bereich der Autorestauration.

Bei einer Uni-Lackierung werden zunächst zehn Prozent des auftreffenden Lichts gerich­tet reflektiert, dadurch entsteht Glanz und Spiegelung. Vom übrigen eindringenden Licht werden die langweiligen Bereiche ab­sorbiert, das kurzweilige Licht umgelenkt und remittiert, dadurch entsteht der Farbton der Lackierung.effektfarbe
Bei einer Metallic-Lackierung werden die Lichtstrahlen von den parallel angeordneten Alu-Blättchen zunächst reflektiert, wobei gilt:

Einfallwinkel ist gleich Ausfallwinkel, dadurch wird der besondere Effekt bewirkt. Ein Teil des Lichts wird absorbiert, ein Teil des Lichts wird remittiert und erzeugt dadurch den Farb­ ton der Lackierung.

Besonderheit

Eine besondere Art der Reflexion, die bei Pearleffekt-Lacken auftritt. Die Wirkung be­ ruht auf dem besonderen Aufbau des Effekt­ pigments (siehe Pigmente). Das Metalloxid, welches den InterferenzGlimmerkern ummantelt, ist stark lichtbrechend. Ein Teil der Lichtstrahlen wird schon an der Oberfläche des Pigments reflektiert. Der an­dere Teil wandert durch die Titandioxid­ schicht und trifft auf die Grenzfläche zwi­schen dem Titandioxid und dem Glimmer­kern. Auch hier wird wieder ein Teil der Lichtstrahlen reflektiert und der andere durchgelassen. Der reflektierte Teil durch­ wandert die Titandioxidschicht in Richtung Oberfläche, dort verläßt ein Teil die Titandioxidschicht und damit parallel zum reflektierten Anteil. Dadurch, dass die beiden reflektierten Lichtstrahlen unterschiedliche Wege hinter sich haben, kommt es zur Interferenz und damit zur Farbtonverschiebung.

Farbordnung

Die Zahl der unterscheidbaren Farben wird auf zehn Millionen geschätzt. Für alle Berufe, die mit Farben zu tun haben, ist es deshalb wichtig, die Unmenge der Farben in eine be­ stimmte Ordnung zu bringen. Diese Ordnung hat mehrere Aufgaben zu erfüllen:

  • Festlegung der mit dem Auge unterscheidbaren Farben
  • Angaben über die Zusammensetzung der Farben
  • Festlegen der Farben durch ein genormtes Meßsystem

Farbenatlas

Farbenatlas von Wilhelm Ostwald Ostwald erstellte 1920 einen 24teiligen Farbkreis, außerdem einen Farbatlas, der 650 Farbtöne aus 24 Farbebenen und eine Grauskala enthält.

DIN-Farbenkarte (DIN 6164)

Im System der DIN-Farbenkarte sind die Farbtöne nach Buntton, Sättigungs­ stufe und der Helligkeit (Dunkelstufe) geordnet.
CIE-System (Commission International de I’eclairage)

Im Jahr 1931 wurde eine international gültige Ordnung eingeführt, die alle Er­scheinungsweisen der Farben erfaßt. Mit Hilfe der trichromatischen Farbmes­sung werden die Orte aller Optimalfarben auf der CIE-Farbentafel bestimmt. Sie besitzt hufeisenförmige Gestalt und wird begrenzt durch den Spektralfar­benabzug und die Purpurlinie. Im Mittelfeld liegt Weiß, als Unbuntpunkt genannt.CIE-Normfarbtafel

Farbtonregister RAL 840 HR

Das Farbtonregister 840 HR, herausgegeben vom Deutschen Institut für Güte­sicherung (RAL), ist keine Farbordnung, sondern eine Zusammenstellung vongenormten Farbtönen, die einheitlich auf verschiedenen Gebieten von Hand­ werk und Industrie eingesetzt werden können. Das RAL-Farbenregister enthält etwa 190 Karten im Format DIN A5, mit je einem Originalmuster. Das Register ist unterteilt in neun Farbreihen, die durch vierstellige Zahlen ge­kennzeichnet sind. Heute sind viele weitere Farbtonsysteme unter dem Namen RAL im Angebot, aber nicht alle sind für Autolacke verfügbar.
Farb-DIN-Normen

Die Farben des Farbtonregisters 840 H bilden ferner die Grundlage für folgen­ de DIN-Normen:

  • DIN 4818 Sicherheitsfarben
  • DIN 5381 Kennfarben für Schilder, Behälter, Leitungen, Maschinen,Geräte
  • DIN 2403 Kennzeichnung von Rohrleitungen
  • DIN 1843 Anstrich von Maschinen

Herstellerfarbkarten

Jeder Autohersteller entwickelt im Zuge seiner Geschichte eine Sammlung an individuellen Farbtönen für seine Fahrzeuge. Oftmals werden diese Entwicklungen heute durch speziale Farb-Consulting Unternehmen durchgeführt. Ein Hersteller wie Rolls-Royce bzw. heute Bentley kann auf eine Farbpalatte von 434 Serien- Farben zurückgreifen.

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